Was uns Liedtexte sagen.

Eine gelungene Komposition ist auch jene aus Noten und Text. Somit dürfte es auch aufschlussreich sein, sich mit den Texten einmal isoliert zu befassen, was sie aussagen, welchen Zeitgeist sie verkörpern und vor welcher gesellschaftlichen Kulisse sie stehen.

 

Hier finden sich Liedtexte aus dem Repertoire des Männerchors des Sängerbundes Bauschlott - zum Öffnen oder Schließen einfach nur auf die jeweilige Leiste klicken:

 

Grüß Gott, du schöner Maien

Volkslied aus dem 16. Jahrhundert (erst 3 Jahrhunderte später wiederentdeckt)
Urheber unbekannt

"Grüß Gott, du schöner Maien, da bist du wiedrum hier,
tust jung und alt erfreuen, mit deiner Blumen Zier.
Die lieben Vöglein alle, sie singen also hell,
Frau Nachtigall mit Schalle hat die fürnehmste Stell.

Die kalten Wind' verstummen,
der Himmel ist gar blau,
die lieben Bienlein summen daher von grüner Au.
O holde Lust im Maien, da alles neu erblüht,
du kannst mich sehr erfreuen,
mein Herz und mein Gemüt."

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Geh aus mein Herz

Paul Gerhardt, veröffentlicht 1653

"Geh aus mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerszeit
an deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide.
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder.
Die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Ich selber kann und mag nicht ruhn;
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen."

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Ein Traum vom Glück

Nach einem Walzer von Johannes Brahms
Satz und Text für Männerchor und Klavier: Albrecht Rosenstengel

"Immer wenn die Sehnsucht mich zum Träumen verführt, denk’ ich an dich und deine Liebe, die mein Herz in sich verspürt.

Ein schöner Traum vom Glück zu zweit, von dir und mir, für alle Zeit, so soll es sein und ewig bleiben. Immer, wenn Musik erklingt, dann denk ich an dich, komm doch zu mir und glaub’ an mich, ja denn ich liebe doch nur dich.

Immer wenn Musik erklingt, dann hör' ich dein Wort, das zu mir sagt, komm doch zu mir und gehe nie mehr von mir fort.

Ein schöner Traum vom Glück zu zweit, von dir und mir, für alle Zeit, so soll es sein und ewig bleiben. Immer, wenn Musik erklingt, dann denk ich an dich, komm doch zu mir und glaub’ an mich, ja denn ich liebe doch nur dich."

Das Lied der Berge - La Montanara

Original (Musik und Text): Toni Ortelli, Luigi Pigarelli
Deutscher Text: Ralph Maria Siegel

"Hörst du das Lied der Berge? Die Berge - sie grüßen dich. Hörst du mein Echo schallen und leise verhallen? Dort wo in blauen Fernen die Welten entschwinden, möcht' ich dich wieder finden, mein unvergess'nes Glück.

Blau strahlt das Firmament, von fern rauscht der Wasserfall und durch die grünen Tannen bricht silbern das Licht. Doch meine Sehnsucht brennt im Klang aller Lieder, laut hallt mein Echo wieder, nur du hörst es nicht.

Weit sind die Schwalben gen Süden geflogen über die ewigen Berge und Täler und eine Wolke kam einsam gezogen, doch wart' ich immer vergeblich auf dich."

Matrosenchor

Matrosenchor
aus der Oper "Der fliegende Holländer"

"Steuermann. laß die Wacht! Steuermann, her zu uns! Ho! He! Je! Ha! Hißt die Segel auf! Anker fest! Steuermann, her!

Fürchten weder Wind noch bösen Strand, wollen heute mal recht lustig sein! Jeder hat sein Mädel auf dem Land, herrlichen Tabak und guten Branntewein!

Wachten manche Nacht bei Sturm und Graus, tranken oft des Meeres Naß. Heute wachen wir bei Saus und Schmaus, besseres Getränk gibt Mädel uns vom Faß!

Hussassahe! Klipp' und Sturm drauß, jollohohe, lachen wir aus! Hussassahe! Segel ein! Anker fest! Klipp' und Sturm lachen wir aus!

Steuermann, laß die Wacht! Steuermann! Her zu uns! Ho! He! Je! Ha! Steuermann, her, trink mit uns!
Ho! He! Je! Ha! Klipp' und Sturm, he, sind vorbei, he! Hussahe! Hallohe! Hussahe! Steuermann! Ho! He! Je! Ha! Her, komm und trink mit uns!"

Träume von Sorrent

Nach dem Welterfolg "Torna a Surriento" von Ernesto de Curtis
Satz und Text: Otto Groll

"Rosen rot erglüh'n und die Zypressen blühen, schön wie im Märchenland, Sorrent, mein Traum.

Blumen sich im Winde wiegen, wunderbar in Farben spielen. Und betörend süße Düfte schweben in der warmen Luft. Aus der Ferne immer wieder tönen Mandolinenlieder. Sanft vom Sommerwind getragen, klingen sie weit übers Meer. Singen, Lachen, Lebensfreude schenken uns die schönsten Träume. Ja, Sorrent, dich muss man lieben, wer dich sah, vergisst dich nie.

Über Wolken hin zu schweben, das ist reine Lust am Leben und den Himmel zu berühren, wenn Sorrent im Traum wir sehn. Wunderbar sind diese Stunden, da sie sich gefunden. Tausend Melodien klingen in den Gassen dieser Stadt. Singen, Lachen, Lebensfreude schenken uns die schönsten Träume. Ja, Sorrent, dich muss man lieben, wer dich sah, vergisst dich nie.

Rosen rot erglüh'n und die Zypressen blühen, schön wie im Märchenland, Sorrent, mein Traum."

Schnell vergeht ein Tag

Nach einer bekannten ukrainischen Volksmelodie
Satz und Text: Otto Groll

"Seht wie die Stunden schnell enteilen, wie dieser Tag zu Ende geht. Schwere Gedanken lösen still sich und sacht im Traume dieser schönen Nacht. Sterne am Himmel winken friedvoll uns zu, in unsre Herzen senkt sich Ruh', senkt sich Ruh'.

Schwermütig klingt die Balaleika, singt durch die Dämmerung ihr Lied. Ein sanfter Wind treibt Abendwolken dahin, im letzten Schein der Himmel glüht. Über den Feldern steht der Nebel verweht, ein schöner Tag zu Ende geht.

Und der Abend umhüllt das weite Land, wie auf Flügeln naht leise die Nacht. Hoch am Himmel, da glänzen die Sterne, das Mondlicht grüßt zart uns von ferne. Hört ihr das Lied, das aus der Ferne ganz leise ertönt, wie es schwingt, wie es klingt durch die Nacht? Was der Tag uns an Schönem gegeben, wirkt lange noch in uns nach."

Träume von der Moldau

Komposition nach Motiven aus "Die Moldau" von B. Smetana
Text: Jochen Röhricht

"Man hört den Wind erzählen von alter Zeit, er flüstert die Melodie von Freude und Leid. Die Lieder sanft erklingen im Abendrot, die Fischer, sie singen gern auf ihrem Boot.
Erinnerung, sie schwebt durch jedes Tal in der Nacht. Die Sehnsucht nie vergeht, ein alter Zauber erwacht. Verzaubert, befangen, voll Schönheit behangen, die Moldau, sie fließt!

Ein Lied aus alten Zeiten, voll Harmonie, im Rufe der Freiheit zieht die Melodie. In endlos weite Ferne, die Moldau fließt und trägt jenes Lied dahin, wo man auch ist.

Die Lieder sanft erklingen im Abendrot. Die Fischer, sie singen oft von Freude und Not.
Erinnerung, sie schwebt durch jedes Tal in der Nacht. Die Sehnsucht nie vergeht, ein alter Zauber erwacht. Verzaubert, befangen, voll Schönheit behangen, die Wellen, sie zieh'n!

Ein Lied aus alten Zeiten, voll Harmonie, im Rufe der Freiheit zieht die Melodie. In endlos weite Ferne, die Moldau fließt und trägt jenes Lied dahin, Wellen zieh'n!"

Welch ein Geschenk ist ein Lied

Text und Musik: Reinhard Mey

"Schon wenn der erste Ton erklingt, beginnt der Raum zu atmen und zu leben, ist es wie ein Erschauern, wie ein Schweben, als ob ein Zauber uns bezwingt.
Und eine Melodie befreit uns aus dem Irrgarten uns'rer Gedanken und öffnet alle Schleusen, alle Schranken, unserer Seele weit.
Und löst uns los von Raum und Zeit, und aus der engen Dunkelheit tragen die Töne ein Gedicht auf bunten Flügeln in das Licht, ein Schwarm von Schmetterlingen, der zur Sonne flieht!
Welch ein Geschenk ist ein Lied!"

"Betrübt, lässt es uns glücklich sein, doch glücklich, kann es uns zu Tränen rühren, und es lässt uns in uns'rem Hochmut spüren, wie ohnmächtig wir sind und klein!
Wo Worte hilflos untergeh'n, vermag ein Lied allein ein Kind zu trösten, all seine dunklen Ängste und den größten Kummer gleich fortzuweh'n.
Denn alles, was sich in uns regt, jedes Gefühl, das uns bewegt, jede Hoffnung, die uns erfüllt, hat ein getreues Spiegelbild im Fluss der Töne, der stets wechselnd weiterzieht.
Welch ein Geschenk ist ein Lied!"

Chor der Gefangenen

Aus der Oper "Nabucco" von Guiseppe Verdi:

"Fern der Heimat verbannt in der Fremde, sind allein wir, verlassen und vergessen. Unser Denken allein gilt der Heimat, wo die Väter einst lebten in Frieden.
Ach, so fern sind die Felder und Wälder, Ach, verschwunden sind Berge und Seen und Ströme.
Großer Gott, gib uns Trost hier im Leide, laß nach dunkler Nacht den Tag neu ersteh'n, laß die Sonne uns bald wieder scheinen, laß o Herr uns're Schmach nun mehr enden!
Wenn die Glocken der Freiheit einst läuten, wenn vorbei alle Not alle Pein, wenn die Ketten der Knechtschaft einst fallen, kehren wir in die Heimat zurück. Herr, mach uns frei, steh' im Kampf uns zur Seite. Laß den Willen zur Freiheit in uns nicht vergeh'n! Laß die Wege zur Freiheit für immer besteh'n! Laß die Sonne der Freiheit nicht untergeh'n! Laß die Freiheit uns seh'n"!

"Teure Heimat, nach dir wir uns sehnen, in den Nächten, so wie an hellen Tagen, Frohe Lieder erkling`n in uns wieder, die die Schwestern und Brüdern einst sangen. Tönet laut, tönet fort, Lieder der Heimat. Singt von Liebe von Freude, von Sehnsucht und Freiheit.
Brüder preiset den Herrn aller Welten, er allein kann unser Retter nur sein. Ewg'er Gott, gib uns Kraft, gib uns Stärke, mach' ein Ende den qualvollen Zeiten!
Wenn die Glocken der Freiheit einst läuten, wenn vorbei alle Not alle Pein, wenn die Ketten der Knechtschaft einst fallen, kehren wir in die Heimat zurück. Herr, mach uns frei, steh' im Kampf uns zur Seite. Laß den Willen zur Freiheit in uns nicht vergeh'n. Laß die Fluren der Heimat uns wiederseh'n! Laß den Himmel der Heimat uns wiederseh'n! Laß die Sterne der Heimat uns wiederseh'n! Laß die Heimat uns seh'n!"